Vereins-Chronik des Judoteams Reichraming

Eine der größten Erfolgsgeschichten des Sports in Oberösterreich ist ohne Zweifel die Geschichte des Judoteams Reichraming. Kein Ort dieser Größenordnung hat auch nur annähernd jemals eine derart hohe Zahl an Sportlern hervorgebracht, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene derart große Erfolge feiern konnten.

August Schölmbauer

Die Entstehung
Die treibende Kraft für die Entstehung eines eigenen Judovereins in Reichraming hat einen Namen: August Schölmbauer, ein gebürtiger Reichraminger.

Er lud einige junge Burschen zu einem Training nach Steyr ein. Die Begeisterung für diesen Kampfsport war entfacht. Nachdem in Steyr mehr Reichraminger als Steyrer am Training teilnahmen, wurde der Gedanke laut, doch einen eigenen Verein zu gründen. Das damals neu erbaute Volksheim bot sich als ideale Trainingsstätte an. Nach dem Ankauf von alten, gebrauchten Matten wurde der Trainingsbetrieb aufgenommen. 

Vereinsgründung
Am 20. Dez. 1967 anlässlich eines Schaukampfes, welcher vom ATSV Steyr durchgeführt wurde, erfolgte die Vereinsgründung. Die Aufnahme in den Österr. Judoverband fand mit Wirkung vom 26. März 1968 statt.

Die ersten Erfolge
Bereits das erste Jahr war ein voller Erfolg. ASKÖ Judo Reichraming I wurde bereits im Entstehungsjahr Meister der 1.Klasse. Als Draufgabe erreichte Reichraming II den 1.Platz in der 3.Klasse, dies zeigt, dass auch damals schon gute Nachwuchsarbeit geleistet wurde.

Durch die Erfolge wurden unsere Sportler von dieser Kampfsportart erst so richtig angesteckt und entwickelten einen unglaublichen Ehrgeiz. Kein Sportinsider hätte diese Entwicklung jemals erwartet.
Der Erfolgslauf ging weiter:
Wie erwähnt im Bestehungsjahr 1969 Meister der 1.Klasse, im Jahr darauf 1970 wurde man Meister in der Landesliga B. Nicht genug, 1971 folgte der Meister in der Landesliga A.

Zur ersten Mannschaft gehörten: Wilhelm Ramskogler, Ewald Schmutz, Willi Fellbauer, Rudolf Weinmayr, Erich Brandecker, Rainer Kresse, Hermann Nagler, Alfred Scharnreitner, Reinhold Wieland, Reinhold Haslinger, Franz Ramskogler, Johann Klausberger, Reinhold Inselsbacher und August Schölmbauer.
1. Vorstand
Dem Vereinsvorstand gehörten 1968 Präsident Karl Haider, Obmann Franz Weinhauser, Obmann-Stv. Adolf Brunnthaler, Sektionsleiter Franz Ohlenschläger, Schriftführer Karl Garstenauer, Kassier Johann Staufer, Trainer August Schölmbauer und Alois Prameshuber an.

Erstmalig in der Staatsliga (heutige Bundesliga)
Nach dem Landesmeistertitel 1971 ging es zum Qualifikationsturnier für die Staatsliga B nach Wien. Man traute den noch unbekannten Reichramingern wenig gegen die arrivierten Staatsliga-Clubs zu. Die Truppe um August Schölmbauer zeigte jedoch keine Angst und Scheu, überraschte alle und lernte den Gegnern sogar das Fürchten.
Der Sensationsaufsteiger hieß ASKÖ Judo Reichraming. Der Newcomer aus dem Ennstal wurde bekannt auf der Judobühne in Österreich. 

Staatsliga B von 1972-1977
In der Staatsliga hielt man sich von 1972-1977. Im Jahr 1973 konnte der beachtliche 2.Platz erreicht werden. 1974 kehrte Trainer „Gust“ Schölmbauer zu seinem Stammverein ATSV Steyr zurück. Ihm folgten die Stützen Helmut und Martin Sinkovits. In dieser schwierigen Phase gelang der Mannschaft unter Trainer Reinhold Haslinger trotzdem der dritte Platz. 1976 war man sogar auf Meisterkurs in der Staatsliga B. Erst in der letzten Runde gab es gegen Zollwache Braunau eine Niederlage. Nach diesem tollen Jahr 1976 folgte ein katastrophales 1977.

1977 – Die Krise
Gegen Ende der Saison 1977 konnten Mannschaftsstützen aus beruflichen sowie aus gesund-heitlichen Gründen nicht mehr kämpfen und mussten ihre Karriere beenden. Der Vorstand beschloss den Ausstieg aus der Meisterschaft, da man 4 Gewichtsklassen nicht mehr besetzen konnte.

Der Verein wurde nach den Statuten des ÖJV in die 2.Klasse zurückversetzt. Ein weiterer Tiefschlag war die Sperre für die verbliebenen Staatsligakämpfer für ein Jahr. Das Aus für den Judoverein wurde in einer Vollversammlung doch noch abgewendet, denn eine Handvoll Idealisten begann mit dem Neuaufbau. 

1978 und 1979 Schülermannschafts-Landesmeister
Der Neuaufbau machte sich vor allem im Schülerbereich bemerkbar, sowohl Einzel– als auch Mannschaftserfolge konnten errungen werden.

Der Aufschwung – Anfang der 80er Jahre
1979 übernahm Alfred Scharnreitner das Traineramt beim ASKÖ Judo Reichraming. Es folgten erfolgreiche Jahre. Auf Anhieb wurde man Meister in der 2.Klasse. Dem nicht genug, folgte 1980 der Titel in der 1.Klasse. Der Durchmarsch ging weiter, in der Landesliga B konnte 1981 in der letzten Runde mit einem 20:2 Sieg auswärts in Ried/Innkreis erneut die Meisterschaft gewonnen werden. Die damals jüngste Mannschaft, mit einem Durchschnittsalter von 18 Jahren, wurde im ersten Jahr 1982 in der Landesliga A auf Anhieb Vize-Meister. Mit Kurt Stock und Franz Ohlenschläger jun. standen nur noch 2 ehemalige Staatsliga-Kämpfer in den Reihen der Reichraminger. 1983 kehrte Helmut Sinkovits nach Reichraming zurück, mit ihm hieß der Landesmeister am Saisonende ASKÖ Judo Reichraming. 

Aufstiegsturnier in die Staatsliga B in Steyr
Reichraming führte dieses Turnier durch und fegte alle anderen Aufstiegsaspiranten sensationell von der Matte. Somit war man 1984 dort angekommen, wo man 1977 ausgestiegen war, in der Staatsliga B. Ein Judomärchen begann. 

Aufstieg Staatsliga A (heute 1.Bundesliga)
Reichraming mischte vorne mit, mit dem Meistertitel im ersten Jahr Staatsliga B (1984) hat wohl keiner gerechnet. Erst in der letzten Runde kam unerwartet die Nachricht vom Tabellenführer Wels/Wallern, der seine Begegnung verlor und Reichraming somit zum Meister machte. Die Judokas aus dem Ennstal waren erstmalig in der höchsten Klasse von Österreich angekommen. 
Um den Nachwuchs zu fördern, gründete man im Jahr 1984 die Mannschaft Reichraming B. Diese Mannschaft, die vor allem aus Jugend- und Juniorenkämpfern bestand, sollte Routine und Kampferfahrung sammeln. Auf Anhieb wurde man Meister in der 2.Klasse.

Robert Köstenberger

Knalleffekt im Jahr 1986 
Europameister Robert Köstenberger stieß zur Mannschaft. Robert´s Vater, ein gebürtiger Steyrer, kaufte in Reichraming ein Gasthaus. Mit seiner Erfahrung war er mehr als nur eine Verstärkung für den Verein. Mit Köstenberger im Team wurde man 1986 am Ende Fünfter in der Staatsliga A. 1987 stand man knapp vor der Sensation. Bis zum Schluss der Meisterschaft hatte man die Möglichkeit, den Vize-Staatsmeistertitel zu erlangen. Zu Hause gegen Wattens versagten die Nerven, man verlor überraschend das Duell. Es reichte „nur“ für den 4.Platz. Dies ist bis heute die beste Platzierung in der Geschichte des Vereins. 

Kader Staatsliga 1984-1988

Abstieg aus der Staatsliga
1988 konnte man den 5.Platz erreichen. Die Punktegaranten Peter Kittinger und Robert Köstenberger konnten nicht mehr gehalten werden. Im Jahr darauf stand eine völlig neu formierte Mannschaft auf der Matte. Junge Talente mussten ran, wohl aber zu früh. Das Niveau war der jungen Reichraminger Mannschaft noch zu hoch. Man musste sich nach 5 Jahren – im Jahr 1989 – wieder aus der Staatsliga verabschieden. 
Auch die Staatsliga B konnte im Jahr 1990 nicht mehr gehalten werden. Es fehlte in dieser Liga an Durchschlagskraft und Erfahrung. Es folgte der Abstieg in die Landesliga A 

Unschlagbar in der Landesliga A
Vom Stamm der Staatsligazeit blieb nur noch Harald Schwingshackl. Um ihn formte sich eine hungrige Mannschaft, welche 1991 den Vize-Landesmeistertitel erreichte. Die Jahre danach verliefen eher durchwachsen. Im Jahr 1994 glaubte man aufgrund der mannschaftlichen Gesamtleistung fest an den Titel. In der letzten Runde im Auswärtskampf gegen UJZ Mühlviertel verlor man ganz knapp und erreichte den Vize-Landesmeistertitel.

Das motivierte Team 1995/96
Der Meister in den Jahren 1995 und 1996 hieß ASKÖ Judo Reichraming. Die Mannschaft wollte noch mehr, wollte nach oben. Leider wurde in einer Mannschafts- und Vorstandsitzung gegen einen Aufstieg in die Staatsliga gestimmt. 

Harte Zeiten in der Landesliga 
Der Stamm der Mannschaft brach aus verschiedenen Gründen auseinander. Zu früh beendeten arrivierte Kämpfer ihre Karriere. Von der erfolgreichen Landesliga Mannschaft blieb nur noch ein kleiner Teil bestehen. Junge Talente mussten in die Mannschaft der Landesliga A nachrücken. Jedoch war dies für den Nachwuchs noch zu früh, die Liga war zu diesem Zeitpunkt einfach noch zu stark für die junge Truppe.
1999 folgte der Abstieg aus der Landesliga A. Auch das Jahr darauf war nicht von Erfolgen geprägt, im Jahr 2000 stieg man aus der Landesliga B ab. Wieder war man an einem Tiefpunkt angelangt.
Die Reichraminger Judokas gaben nicht auf und kämpften weiter. Durch diesen Kampfgeist hieß 2001 der Meister in der 1. Klasse Reichraming. In der Landesliga B war man auf dem richtigen Weg. Es formte sich wieder eine starke Mannschaft, die nach höheren Zielen strebte.
Im Jahr 2007 folgte die Zusammenlegung von Landesliga A und Landesliga B. Reichraming musste als Drittplatzierter der Landesliga B in die höchste Klasse von OÖ aufsteigen. Die Mannschaftsmeisterschaft war in den darauffolgenden Jahren nicht von Erfolgen geprägt.

Nachwuchsarbeit wird forciert
Reichraming wäre nicht Reichraming, wenn man nicht weiter arbeiteten würde. Es wurde umso mehr die Nachwuchsarbeit forciert. Einzelerfolge auf allen Ebenen waren die Folge. Dies war genug Motivation, um nicht an das Aufgeben zu denken.  Durch die stets gute Nachwuchsarbeit wechselten die ersten Schüler aus der Region zum ASKÖ Judo Reichraming. Ein großer Meilenstein in der Geschichte, denn bis heute kommen Sportler aus Nah und Fern zum Training nach Reichraming.

Martin Prexl, Alfred Scharnreitner, Markus Kahlig

Zu diesen gehörten unter anderem die Nachwuchsjudokas Martin Prexl und Markus Kahlig aus Steyr. Beide trugen aber vor allem bei Einzelturnieren und durch die Einberufung in den österreichischen Nationalkader den Namen ASKÖ Judo  Reichraming in die Welt hinaus. Kahlig schaffte es erstmals nach Kittinger, dass wieder ein Reichraminger bei einem Großevent (U 17 EM in Koper) die Matte betrat. Weiters wuchsen sie als junge Talente in die Kampf-mannschaft hinein und entwickelten sich zu Punktegaranten und wesentlichen Stützen.

Laura Fink, Oliver und Philipp Sellner, Simon und Jonathan Reisinger, Lisa Fink

Aufschwung ab 2010
Im Jahr 2010 wechselte der judobegeisterte Johann Reisinger zur Judofamilie Reichraming. Nach mehreren Stationen fand er ausgerechnet im Ennstal seine Bleibe. Durch seinen Wechsel nach Reichraming zog es neben seinen Söhnen Simon und Jonathan Reisinger weitere aufstrebende Nachwuchssportler aus NÖ in die Judohochburg Reichraming. Dies waren unter anderem die heutigen Punktegaranten Philipp und Oliver Sellner, Michael Starzer sowie Laura Fink.  Das stärkte vor allem die Qualität im Training, man pushte sich gegenseitig zu höheren Herausforderungen, sowohl in der Mannschaftsmeisterschaft als auch bei Einzelturnieren. Vor allem im Bereich der Einzelmeisterschaften drängte sich der Nachwuchs von Reichraming an die Spitze von Österreich.

Erfolge in der Mannschaftsmeisterschaft
Im Jahr 2011 wurde man in der Landesliga A – Vize-Meister, um sich anschließend im Jahr 2012 den Titel in der Landesliga A zu holen. Nach 16 Jahren Durststrecke war man wieder ganz oben in der Landesliga.
Wie im Jahr 1996 entschied man sich aufgrund der Hallensituation und der sportlich zu hohen Herausforderung erneut gegen einen Aufstieg. Man ließ jedoch die Köpfe nicht hängen, die Mannschaft ging motiviert in die nächsten Saisonen. 

Erfolgreicher Start in die OÖ Schülerliga
Nicht nur die Kampfmannschaft fuhr Erfolg um Erfolg ein. In dieser Zeit stieg man mit dem erfolgreichen Judonachwuchs in die OÖ Schülerliga ein. Gleich im ersten Jahr 2012 wurde man Vize-Landesmeister in der abgelaufenen Meisterschaft. In den Jahren 2013 und 2014 schaffte man sogar den Titel in der OÖ-Schülerliga. Bis heute stellt der ASKÖ Judo Reichraming eine Mannschaft in diesem Bewerb und konnte sich davon in den Jahren 2016 und 2017 für das Final Four qualifizieren. 

Überraschung 2015 in der Landesliga A
Wie die Jahre zuvor ging man ohne große Erwartungen in die Saison. Es lief aber plötzlich wie geschmiert. Die Reichraminger fuhren Punkt um Punkt ein und krönten sich im Jahr 2015 zum Meister in der Landesliga A.

Erneut stellte sich die Frage: Aufstieg in die Bundesliga – ja oder nein. Die Mannschaft war mehrheitlich für einen Aufstieg und sah sich bereit für höhere Herausforderungen. Der Vorstand stand hinter der Entscheidung der Sportler. 26 Jahre nach dem Abstieg 1990 aus der Staatsliga B waren die Judokas aus dem Ennstal wieder in der Bundesliga angekommen. 

2016 Erfolgreich in der 2. Bundesliga 
Mit diesem fulminanten Auftritt in der 2. Bundesliga hätte wohl keiner gerechnet. Die Reichraminger führten bis zur letzten Runde die Tabelle an und standen knapp vor der Sensation, wie 1984 erneut nach oben in die 1. Bundesliga durchzumarschieren.
Auf Anhieb schafften wir im ersten Jahr der 2. Bundesliga den Vize-Meister. 

Wie auch 1990 gründete man eine weitere Mannschaft um den Nachwuchs zu forcieren. Teambildung und Kampf erfahrung standen im Vordergrund. Auf Anhieb wurde man in der 1.Klasse ungeschlagener Meister und fixierte den Aufstieg in die Landesliga B.

Sensation bei Österr. Schülermannschaftsmeisterschaft
2016 schaffte man im Nachwuchs einen unglaublichen Erfolg. Bei der Österreichischen Schüler Mannschaftsmeisterschaft (U16) erreichte man sensationell den Titel. Das spricht für die konstant gute Arbeit, welche in Reichraming gemacht wird. 

Judomärchen ging 2017 weiter
Einschätzungen zu folge, würde das zweite Jahr in der 2. Bundesliga sicher schwierig werden. Aber wir wollten uns einfach oben halten. Kein leichtes Unterfangen, man konnte nicht in Topbesetzung antreten konnte. Die Saison verlief zur Überraschung von allen erneut mehr als erfolgreich. Punktegleich, jedoch mit weniger Einzelsiegen, beendeten wir das Jahr 2017 knapp hinter UJZ Mühlviertel II und wurden somit VIZE-Meister. Da Mühlviertel II nicht aufstiegsberechtigt war (2 Mannschaften in der selben Bundesliga), stiegen wir im Jubiläumsjahr „50 Jahre Judo Reichraming“ in die höchste Klasse von Österreich, der 1. Bundesliga auf.
Ein wahres Judomärchen.

2017 schrieb weitere erfolgreiche Geschichten
Allein bei Österr. Meisterschaften konnten 14 Medaillen geholt werden.
Davon 3 Meistertitel für unseren Verein.  Erwähnenswert, dass mit Laura Fink eine Medaille bei der Allgemeinen Klasse errungen werden konnte. Mit dem Vize-Staatsmeistertitel war dies nach 1988 (Kittinger 1. Platz, Köstenberger 2. Platz) nach 29 Jahren wieder eine Medaille in der AK.  Judogeschichte schrieb auch Daniel Leutgeb. Er erreichte als erster Judoka aus Reichraming einen Sieg bei einem European-Cup (U18 in Koper, Slo)

In der OÖ Damenliga wurden wir, der ASKÖ Judo Reichraming, gemeinsam mit dem Judoteam Salzkammergut in einer Wettkampfgemeinschaft Landesmeister. Ein Novum, denn einen Titel für eine Damenmannschaft hat es zuvor in der Geschichte des ASKÖ Judo Reichraming noch nie gegeben.